Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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Die größte Vernichtung der Armenier aus diesen Regionen geschah auf den Landrouten in Richtung Süden. Eine Eisenbahn gab es in diesen Landstrichen nicht, weil die Russen 1900 mit den ­Osmanen eine Konvention geschlossen hatten, im Bereich des Schwarzen Meeres Eisenbahnen nur auf eigene Rechnung zu bauen, wozu ihnen das Geld fehlte, oder die Konzession den Russen zu geben, die allerdings nicht das geringste Interesse hatten, das damals modernste Verkehrsmittel in Richtung Kaukasus und Russland zuzulassen.4

Folglich betrafen auch die vom Ehepaar Sigrist bezeugten Untaten an der Bagdadbahn nicht die Armenier aus dem Nordosten, ihrem eigentlichen Siedlungsgebiet. Ohnehin wurde die Bagdadbahn erst Monate nach Beginn der Mordaktionen für Deportationen von Armeniern eingesetzt, und diese betrafen in erster Linie Armenier der Mitte Anatoliens und des Westens sowie aus der stark bevölkerten Provinz Kilikien.

Die Verantwortlichen der Bagdadbahn versuchten, die Armenier als wichtige Angestellte und Arbeiter zu halten. Wo aber schon die deutsche Botschaft in Konstantinopel ziemlich machtlos war, ihre armenischen Angestellten vor der Vernichtung zu schützen, was nur in wenigen Fällen gelang, waren die Möglichkeiten der Eisenbahnverwaltung noch geringer. Hinzu kommt, dass der im türkischen Generalstab für die türkischen Eisenbahnen verantwortliche Offizier ein Deutscher war, Oberstleutnant Sylvester Böttrich. Über die Ohnmacht der Deutschen einerseits und den berüchtigten Eifer Böttrichs berichten die Akten des deutschen Auswärtigen Amts.

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