Читать книгу "Man treibt sie in die Wüste". Clara und Fritz Sigrist-Hilty als Augenzeugen des Völkermordes an den Armeniern 1915-1918 онлайн

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Die Deportationen der Armenier begannen in großem Maßstab in ihren eigentlichen Siedlungsgebieten im Nordosten der Türkei. Die größten und grausamsten Massaker fanden gleich zu Anfang des Völkermords in der Ebene der Stadt Musch (Muş) und der Region der Stadt Bitlis statt. In der Muschebene wurden Tausende von Armeniern in Scheunen und Häusern zumeist lebendig verbrannt. Wem aus den etwa dreihundert armenischen Dörfern dieser Ebene die Flucht gelang, der schaffte es nicht zu einer der fernen Stationen der Bagdadbahn. Das Gleiche gilt für die Umgebung der Stadt Bitlis, einem weiteren Siedlungsschwerpunkt der Armenier im Nordosten der Türkei, die direkt in die syrische Wüste deportiert wurden. Auch aus den großen armenischen Siedlungs­gebieten zwischen der russischen Grenze und Ersindjan (Erzincan) gelangte kaum einer je an eine Bagdadbahnstation. Viele verschwanden in den Fluten des Euphrats, der wochenlang mit zum Teil zusammengebundenen armenischen Leichen verstopft war. Endstation vieler armenischer Deportierter aus diesen Gebieten waren die Schluchten um die Stadt Mamuret el-Aziz (Harput), wo türkische Wachmannschaften die erschöpften Armenier regelrecht abschlachteten, wie der amerikanische Konsul der Stadt, Leslie Davies, bei zwei Ausritten mit einem Arzt beziehungsweise türkischen Freunden bezeugen konnte. Und die Armenier der Stadt Van, die sich wochenlang gegen die türkische Armee verteidigt hatten, zogen es vor, über die russische Grenze in das Gebiet der kaukasischen Armenier zu fliehen, wobei ein Großteil von ihnen in den eisigen Bergen ums Leben kam. An der Schwarzmeerküste um Trabzon wurden ins Meer getrieben und dort ertränkt, in der Region von Erserum (Erzurum) bis Ersindjan (Erzincan) wurden Züge durch die Kemach-Schlucht (Kemah-Schlucht) geschleust. Als der deutsche Korrespondent der «Frankfurter Zeitung» in Konstantinopel, Paul Weitz, im letzten Kriegsjahr mit der türkischen Armee nach dem freiwilligen Rückzug der Russen die Nordost-Region durchfuhr, erlebte er, dass in den Kaffeehäusern «mit seltenem Freimut die grausamsten Einzelheiten von den Massakern an den Armeniern erzählt wurden. Dabei hob man, was uns bei Fortsetzung der Reise mehr wie einmal auffiel, immer die Tatsache besonders hervor, dass es in der betreffenden Gegend keinen einzigen Armenier mehr gäbe.»3 Die deutschen Akten des Auswärtigen Amts sind voll von detaillierten Berichten über die Ausrottung der Armenier in ihren einstigen Hauptsiedlungsgebieten.

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