Читать книгу Meine weisse Stadt und ich. Das Bernbuch онлайн

63 страница из 119

‹Den würde ich sehr gern sehen›, sagte ich und versuchte, den Gesichtsausdruck seiner Frau zu deuten.

Wir tranken unseren Kaffee aus, ich bedankte mich bei ihr für die wundervolle Musik und verabschiedete mich.

Es war ein sonniger und träger Tag. Langsam schlenderten wir durch die Altstadt von Amsterdam, vorbei an vielen Häusern, die gerade abgerissen wurden, und an anderen, die nur noch Ruinen waren. Nach einer Weile kamen wir zu einer Art Platz mit einem alten Springbrunnen aus Stein in der Mitte. ‹Hier halten wir unseren Markt ab, aber heute gibt es keinen›, erklärte er mir. Wir gingen weiter. Nachdem wir den Platz überquert hatten, zeigte er geradeaus und sagte: ‹Dort drüben stand die alte Kirche. Sie ist vor langer Zeit zerstört worden. Die da ist neu.› Die Mauern des Gebäudes waren gespickt mit Einschüssen von Maschinengewehren und Löchern von Mörsergranaten. So gut wie alle Fenster waren zersplittert. Ich sah ihn fragend an. ‹Der Krieg›, erklärte er.

Wir gingen weiter. Gelegentlich deutete er auf ein Gebäude oder ein Haus und machte eine erklärende Bemerkung. An einer Stelle zeigte er mir ein dreistöckiges Gebäude einige Straßen von der Synagoge entfernt und sagte: ‹Dorthin haben sie meine Familie verschleppt. Sie wurden alle umge­bracht.› Er sprach mit unterdrückter, halb erstickter Stimme. Da er einen Schritt hinter mir zurückgeblieben war, konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Beim Klang seiner Stimme blieb ich abrupt stehen und versuchte, das beklemmende Gefühl, das mich überkam, abzuschütteln. Ich dachte an den schmerzerfüllten Ausdruck im Gesicht seiner Frau.

Правообладателям