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Es war keine leere Gefühlständelei, das Wohlgefallen an dem Bilde erwuchs zur Hoffnung, daß es vielleicht möglich sei, den Tod herbeizusehnen; die Mutter erschrak nicht wenig, als sie eines Abends in der Dämmerung vom Felde kommend mich mit einem langen Hemde angetan auf der Bank liegend fand, Hand auf Hand gelegt, akkurat wie bei der Leiche im Sarg, und tief schlafend. Die Ähnlichkeit war ihr beim ersten Anblick aufgefallen. Als sie mich geweckt hatte, fragte sie mich weich, was mich auf diesen Einfall gebracht habe? Ich gestand ihr ohne Hehl, daß ich gerne sterben möchte, um vom Spulen erlöst zu werden. Darüber schoß ihr das Wasser in die Augen und sie sagte: «Ich glaubʼ es Dir, Hans, das hast Du von mir, siehst mir nicht umsonst so ähnlich. Lug, als ich ein Kind war von Deinem Alter, da mußtʼ ich auch schon Seide spinnen; das war aber keine so leichte Beschäftigung, wie das Spulen, ich brachte lange kein rechtes Garn heraus und wurde deshalb täglich gekeift. Da wünschte ich auch zu sterben und freute mich, als ich schwer krank wurde, und wollte keine Arznei nehmen, damit ich ja nicht mehr aufkomme. Aber nachher bin ich doch wieder froh gewesen, daß ich nicht hatte sterben müssen. Sag, was tätest Du denn lieber, als spulen?» – «In die Schule gehen!» erwiderte ich schluch­zend, «ach, wenn ich nur wieder in die Schule gehen könnte!» – «Ja, das möchten ich und der Vater Dir wohl gönnen, aber der Schulmeister will ja nichts mehr von Dir wissen. Sag aber, weil Du so ungern spulst, möchtest Du vielleicht weben lernen?» – «Ja», sagte ich, froh, nur irgendein Mittel zu finden, das mich vom Spulen erlösen könnte.

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