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«Ein Jüngling saß singend in einem Nachen auf einem breiten reißenden Strome und ruderte aus allen Kräften, um schnell an das jenseitige Ufer zu gelangen, wo seine Geliebte, das schönste Mäd­chen des Stromtales, wohnte. Als er in die Mitte des Stromes kam, drang der Hülferuf eines Verunglückten an sein Ohr. Er blickte flüchtig hin und sah ein altes Weib mit den Wellen kämpfen, die es hinunterschlingen wollten ins nasse Grab. Er aber kehrte sich nicht daran und eilte, hinüberzukommen. Die Stimme klang immer flehentlicher, aber schwächer und leiser. Die Arme schwamm am Nachen des Jünglings vorüber, hinab, ihr Rufen verstummte. Doch plötzlich, wenige Klafter von dem Fahrzeug entfernt, tauchte sie leicht wie ein Nebelgebilde aus den Wellen empor, und es war keine häßliche Alte, sondern die schönste aller Jungfrauen, noch unendlich schöner als seine Geliebte, die schon harrend und winkend am Ufer stand. Die Jungfrau im Strome aber rief zürnend: «Fahrʼ immer zu! Fahrʼ zu in Ewigkeit!» Und sie schwamm spielend wie ein Schwan stromabwärts. Den Jüngling aber ergriff un­nennbare Sehnsucht nach der Unvergleichlichen, die seine Sinne bezauberte. Er vergaß der harrenden Geliebten und fuhr hinab der Unbekannten nach, die in immer gleicher Entfernung vor seinen Augen dahinschwamm, nicht achtend auf sein liebeflehend Rufen und nur von Zeit zu Zeit ihm vorwurfsvoll ihr leuchtend schönes Antlitz zukehrend. Der Jüngling fuhr Tage, Wochen und Jahre stromabwärts, aber das Ziel seiner Sehnsucht vermochte er nie zu erreichen. Und so fährt er noch immer zu, bis in die Ewigkeit hinein.»

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