Читать книгу Haus der Nonna. Aus einer Kindheit im Tessin онлайн

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Auch hier konnten die Kinder mithelfen. Vor allem das Einfädeln der Blätter auf die Schnüre, an denen man sie zum Trocknen in die Lauben hängte, wurde von Kindern und Frauen besorgt.

An Martini bezahlte man nicht nur die Pachtzinsen. Auch Schulden waren zu begleichen, vor allem in den Läden, wo man während des Jahres alle Einkäufe aufschreiben liess. Die Löhne der Emigranten waren hier unentbehrlich. Manchmal, nach einer Krankheit oder einer schlechten Ernte, fehlte aber das Geld. Ein Ladenbesitzer soll mit der Not solcher Familien ein gutes Geschäft gemacht haben. Er nahm eine Wiese oder einen Rebberg als Pfand. Den Wert des Grundstücks bestimmte er selber. Wurde das Pfand dann nicht eingelöst, was häufig vorkam, ging es in seinen Besitz über. Die Familien verarmten nach und nach, und die Kinder mussten schon mit zehn Jahren bei erfolgreicheren Leuten als Knechte arbeiten.

Bruno, ein Schulfreund meines Vaters, stammt aus ei­ner solchen verschuldeten Familie. Er ist jetzt ein reicher Bauunternehmer. Mit List und Hartnäckigkeit hat er sich das verschafft, was er als Kind entbehrte. Er war einer der Ersten im Dorf, die ein Auto besassen. Der Sohn jenes üblen Ladenbesitzers soll sich sehr dar­über gewundert haben. Er fragte Bruno, wie er zu seinem schönen Amerikanerwagen gekommen sei. Und Bruno antwortete vieldeutig: «Ich habe meine Schritte immer nach der Länge meiner Beine gemacht.»

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