Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн

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«Also, du willst uns Alte allein lassen», sagte sie schließlich. Bernardo war verwirrt. Während er so stumm vor seiner Mutter Bett stand, stieg um ihn der süßliche Moosgeruch auf, der ihn in jener fernen Kindernacht umweht und den er vergessen hatte. Er prüfte ihn mit kurzem, schnellem Atem, wie ein Hund eine Fährte schnuppernd aufnimmt. Unsinn, ich bin wohl närrisch, dachte er. Zur Mutter sagte er gemessen im Tone eines jungen Mannes, der schon etliches hinter sich hat: «Ja, ich gehe, und diesmal holt ihr mich nicht mit der Laterne heim!» Er versuchte zu spaßen, doch die Mutter weinte.

III. Die Bärin

Die Alten lebten weiter wie zuvor. In die Arbeit, die Bernardo verrichtet hätte, teilten sich Orsanna und der Vater. Über die Heuzeit und im Herbst, zur Ernte, stellten sie Taglöhner ein, die von unten durchs Tal hinaufzogen und ihre Dienste anboten. Das paßte Orsanna nicht. Sie fand die Leute faul und immer hungrig und durstig. Lieber hätte sie die ganze Arbeit allein übernommen. Sie werkte wie ein Mann, im Stall, auf dem Felde, im Wald. Es gefiel ihr, so zu wirtschaften und ihre Unentbehrlichkeit Tag für Tag bestätigt zu sehen. Bald nahm sie den Platz ein, der dem Bruder zugekommen wäre. Der Vater gewöhnte sich, seine Ge­schäfte mit ihr zu besprechen. Er hörte auf sie. Sie verstand von allem so viel wie er selbst, doch hatte sie ihm eine rasche Entschlußkraft voraus. Sie mußte nicht lange überlegen, gleich wußte sie eine Sache, ohne unvorsichtig zu sein, richtig anzupacken, daß sie vorwärts ging. Tomaso dachte, wie unglücklich es sich schicke, daß nicht diese tüchtige Frauens­person ein Mann und Bernardo das Mädchen war.

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