Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн

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Der Streit hatte Folgen. Die Verletzung war nicht zu verheimlichen gewesen. Die Burschen mußten mit der Wahrheit herausrücken. Sie wurden bestraft. Bernardo kam ins Krankenhaus, dann in Arrest. Es ließ ihn gleichgültig. Seit der Begegnung mit der Wäscherin war er in einem sonderbaren Zustand. Er hielt ihn nicht für Verliebtheit. Er wünschte nicht einmal sehr, das Mädchen wiederzusehen. Er staunte nur in sich hinein, in ungewohnter, heißer Schläfrigkeit, ganz innern Bildern hin­gegeben, die sich mit Erinnerungen aus der Kinderzeit mischten. Die schöne Traummutter, Teresina in Mailand, die weiße Frau aus dem Kinderbuch, die ihn ansah, die buntlackierten Damenbildnisse der Marzi­panschnitten, Alda, das blonde Mädchen vom Dorf, die Diven in rosa Trikots, deren verfängliche Photographien er gelegentlich im Guckka­sten bewundert hatte, die Kellnerinnen Carmen und Rosita und wie die Zufallsbekanntschaften heißen mochten, er konnte sie nicht mehr auseinanderhalten. Sie verwuchsen zu einer einzigen, in voller Schönheit ihm vorschwebenden Figur, die ihn durch ihre Nähe bedrängte. Er konnte ihr keinen Namen geben, aber er glaubte, der Name der unbekannten Wäscherin würde ihr am besten passen. Sein erster Ausgang führte ihn dann zum Brunnen am Waldrand, und er war enttäuscht, das Mädchen dort nicht zu finden. Sie hatte ja nichts anderes zu tun, als auf ihn zu passen, spottete er über sich, und stieg weiter, bis zur Burg, die er damals wegen des Streites nicht erreicht hatte. Durch ein breites, offenes Tor trat er in den Hof. Er war leer. Nur ein Huhn gackerte herum. Vor dem Hauptgebäude standen Granittische und grün gestrichene Bänke. Er setzte sich. Wie still es hier war. Fast wie auf der Bargada.

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