Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн

75 страница из 81

Er hatte damit begonnen, den Brunnen am Waldrand zu malen, eine Wäscherin daneben. Es gelang nicht übel. So fuhr er fort, malte den alten Turm, den Hof, die umliegenden Matten, Bäume, Berge. Solange er an der Arbeit saß, fühlte er sich beseligt. Er tiftelte, bis jedes Blättchen, jedes Gras so aussah, wie es sich gehörte. War das Bild fertig, befriedigte es ihn nicht. Es stimmte nicht mit der Wirklichkeit überein. Das Dargestellte war auf bedrückende Art leer, hohl, so, als müsse im nächsten Augenblick etwas hineinstürzen, als wäre das Gemalte eine Kulisse, wie sie im Theater auf der Bühne stand, nichts als Rahmen für eine Geschichte, die sich darin abzuspielen hätte. Aus jedem Haus, hinter jedem Baum hervor, vom Himmel herunter konnte es losbrechen. Unzufrieden stellte Bernardo das fertige Bild fort und begann ein neues, mit dem es ihm aber nicht besser erging. Doch zweifelte er nicht daran, mit der Übung geschickter zu werden.

Nun waren Wahlen im Anzug. Der Kampf um die Kandidaten beherrschte schon seit Wochen das Leben der Männer. Rossi hatte seine große Zeit. Er warb im Lande herum mit seinen besten Reden und viel Lärm für den Mann seiner Partei. Es mußte dieses Mal gelingen, ihm genügend Stimmen zu sichern. Jede einzelne war wichtig, um jede einzelne wurde gekämpft. Um sie zu gewinnen, waren viele Mittel gut. Warum auch nicht? Der Zweck heiligte sie im voraus. Daß bei Bernardo keines dieser Mittel verfing, daß er weder auf feurige Worte noch auf Versprechungen aller Art antwortete, war stark, es traf Rossi wie eine persönliche Beleidigung. Er konnte sich das nicht bieten lassen. So nahm er sich Bernardo vor und sprach ihm ins Gewissen. Man könne doch nicht leben wie ein Tier, ohne sich für das Allgemeine zu interessieren; er müsse, wie jedermann, wissen, für wen er stimmen wolle, und da sei es doch klar, dass es für seinen Freund sei.

Правообладателям