Читать книгу "Euch zeig ich's!". 15 Zürcherinnen erzählen онлайн

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Die Familie wohnt in einer Villa in Fluntern am Zürichberg. Die Mutter besorgt den Haushalt mit der Hilfe einer Putzfrau und einer Hausangestellten, die vor allem in der Küche wirkt. «Meine Mutter war keine Köchin, ich behaupte, dass sie nie in ihrem Leben gekocht hat.» Erika Hug erzählt das mit Vergnügen, denn sie selbst kocht leidenschaftlich gern. «Na ja, wenn es nicht täglich sein muss.»

Das Beste am Haus ist der Garten. «Als ich klein war, kurz nach dem Krieg, hatten wir noch Gemüse, Obstbäume und Beeren, das war ganz toll. Mit der Zeit sind die Beete verschwunden, stattdessen wurde überall langweiliger Rasen angelegt.» Sie hegt und pflegt ihr eigenes Blumenbeet. Im Spätherbst steckt sie Tulpenzwiebeln in den Boden, beobachtet im Frühling fasziniert die ersten Blattspitzen und wartet darauf, wie die dicken, grünen Knospen allmählich Farbe annahmen. Gelb oder rot? Manchmal schneidet sie Sträusse, Tulpen im Frühling, Gladiolen im Sommer, und verkauft sie ihrer Mutter.

Hin und wieder kommt Erikas Gotte auf Besuch, Vaters Schwester Eva, die mit dem Schriftsteller und Maler Albert Welti verheiratet ist und in einem Vorort von Genf lebt. Sie bringt den Hauch einer ganz andern, aufregenden Welt mit, in der Künstler, Autorinnen, Wissenschaftler vorkommen. «Eine aussergewöhnliche Frau, sehr hübsch. Sie soll vor ihrem Vater nach Genf geflohen sein, das habe ich nie so genau erfahren, auch darüber sprach man nicht. Jedenfalls hat sie in Genf Biologie studiert und doktoriert. Ich ging sehr gern zu ihnen in die Ferien, sie hatten ein kleines Haus mit Bildern an den Wänden, sehr französisch, ganz anders als bei uns. Meine Gotte besass ein ganzes Zimmer voller biologischer Präparate, kleine Skelette und getrocknete Tiere, Fische und Käfer, Vogeleier, das fand ich total faszinierend. Wenn ich von den Ferien heimkam, legte ich selber Sammlungen an. Meine Gotte schenkte mir Kartonschachteln, die in kleine Fächer unterteilt waren, darin bewahrte ich Steine, Seepferdchen, Schneckenhäuser auf, alles Mögliche. Ich besass im Estrich ein ganzes Lager von solchen Schachteln.»

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