Читать книгу Der Stammbaum. Chronik einer Tessiner Familie онлайн

12 страница из 38

Sie erinnerte sich, dass sie als junges Mädchen eine Ladung Wein von Ascona nach Mergoscia tragen musste (wo ein Don Abbondio von dort unten Pfarrer war), und das für einen halben Franken. Und für das gleiche Geld trug sie ein Zicklein auf dem Arm bis nach Locarno. An solche Sachen erinnert man sich, um sie den Nachfahren wie Reliquien zu hinterlassen, damit diese wissen, wie das Leben damals war und wie hart es zuging. Solche Dinge habe ich nicht mehr erfahren, ich kenne sie nur vom Hörensagen. Aber sie kennzeichnen den rasenden Lauf der Zeit, der immer rascher, immer schwin­delerregender wird, und lassen einen die Veränderung spüren, die sich in geometrischer Progression vollzieht. Und gerade deshalb nennt man sie Fortschritt.

Deshalb fühle ich mich desorientiert, verloren zwischen der Erinnerung an eine noch zu nahe, fast noch blutende Vergangenheit und einer gegenwärtigen Wirk­lichkeit, die schwer anzunehmen ist, weil sie allzu unvorhergesehen und anders ist, einer Gegenwart, in der mein Sohn, meine Söhne, sich äusserst wohl fühlen.

Правообладателям