Читать книгу Der Stammbaum. Chronik einer Tessiner Familie онлайн

14 страница из 38

Ich muss wieder einmal nach Mergoscia hinaufwandern (von hier aus erkennt man nur die Spitze des Kirchturms, der zwischen den Kastanien hervorlugt und der einst die amerikanische Flagge trug, stripes and stars), um mir die vielen, nach Übersee Ausgewanderten in Erinnerung zu rufen. Um Mergoscia richtig zu sehen, muss man auf seiner Strasse hinaufgehen, auf der Strasse, die nur und ganz ihm gehört und auf dem ländlichen Platz vor der Kirche aufhört. Von der Strasse aus erscheint das Dorf ganz ausgebreitet, in seinen verstreuten Teilen, mit seinen einzeln stehenden Häusern. Es ist ein ganzer Ameisenhaufen von Häusern und Ställen, aufgefächert und ausgelegt wie ein graues, weiss gesprenkeltes Linnen auf den Schultern des Berges. Ein Ameisenhaufen von Häusern, Häuschen, Loggien und Altanen und Fensterchen, die neugierig weissumrandet aus dem rauen Grau der Trockenmauern herausschauen. Es ist ein neugieriges Dorf und sonderbar mit Augen besetzt, man fühlt sich beinah verlegen unter so viel Augen. Und zwischen den einzelnen Teilen die unendliche Geduld der Mäuerchen, die wenige Spannen karger Erde stützen, und die parallelen Reihen der kleinen Sackgassen, wie biegsame emsige Höhenlinien (allerdings setzen jetzt et­liche Neubauten Flecken geweisselter Mauern und roter Ziegel ins untadelige Grau von einst. Man bekommt Lust, die Augen zu schliessen, damit das alte Bild nicht gestört wird, das sich dem Gedächtnis auf vertraute Weise eingeprägt hat).

Правообладателям