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Der arme Sindaco war ein guter Freund des Herrn Martino gewesen. Beide hatten die Welt gesehen, Südamerika, beide hatten etwas Geld gemacht und waren nach Haus gekommen, um friedlich zu altern. Sie standen sich so nahe, dass sie sogar einen ge­meinsamen Jagdhund besaßen, ein schönes, böses Tier, das sie sich aus Italien aus einer Zucht für viel Geld hatten kommen lassen. Denn beide waren gute Jäger. Nun ja, was war dabei? Männer sind, wie das italienische Sprichwort sagt, von Geburt her Jäger.

Der Tod des Freundes hatte Herrn Martino recht getroffen. Obschon er mit seinen roten Wangen und seinem spitzen Schnurrbart kühn und unternehmend aussah, so hatte er doch ein weiches Gemüt. Es hieß, er sei einmal auf der Gämsjagd am lichten Tag laut schreiend davongestürzt, weil ihn die unerschütterliche Stille der Berge jäh mit Entsetzen erfüllt habe. Auch war es ihm ungemütlich und er vermied es sorgfältig, wenn immer möglich, sich allein im alten Palazzo aufzuhalten. Die Hallen in den klösterlichen Gängen, die Blicke der alten Herrenbilder an den Wänden, die den Besucher still verfolgten, die Spiegel, das Krachen im Holzwerk, das alles beeindruckte ihn. Vielleicht hatte er auch Furcht vor den Gespenstern, von denen die alte Teresa früher gerne erzählt hatte. Sie sollten im blauen Zimmer herumpoltern und manchmal gewaltig an Teresas Kammertüre geschlagen haben. Wenn auch im Dorf alle wussten, dass die Teresa die Gespenstergeschichten nur erzählt hatte, um den Leuten Angst einzuflößen vor dem Haus, denn sie wollte ganz allein und un­gestört sein, so schaute doch mancher abergläubisch daran em­por, und sicher war auch Herr Martino, obwohl er fast jeden Tag in den Palazzo kam, um dieses oder jenes zu flicken oder zu richten, nicht frei von dieser Angst.

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