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Das Mädchen lachte, es brauche da keinen Beweis, das Kind sei Beweis genug. Es sei vom Sindaco und sie verlange die üblichen Gelder. Sie habe den Arzt holen lassen müssen, das Kind wolle ernährt und erzogen sein, kurz, sie verlange Geld. Und dieses Geld habe der Vater und Erbe des Sindaco zu bezahlen.
Es entbrannte Streit, denn durch nichts wäre der Alte zu bewegen gewesen, freiwillig etwas von dem geerbten Geld herauszugeben. Und über dem Streit teilte sich das ganze Dorf in zwei Parteien. Die einen glaubten, es sei, wie das Mädchen behaupte, der Sindaco der Vater des Knaben, und wetterten gegen den Alten, der lieber sein einziges Großkind in Armut und Schande würde aufwachsen lassen, als mit einem Franken herauszurücken. Die nicht gegen den Alten waren, schimpften auf das Mädchen, dass es sich schlauerweise einen Toten, und dazu einen ledigen und so reichen als Vater des kleinen Kindes ausgesucht habe. Sie schlage nicht aus der Art. Schon ihre Großmutter, die Matratzenmacherin Julia, habe das Geschäft verstanden. Wisse man nicht etwa, wie sie zu ihrem Mann gekommen sei? So wurde der Geiz der einen Sippe gegen die Liederlichkeit der anderen Sippe abgewogen. Dieser Zank zog sich hin bis Ostern. Das Kindchen war jetzt schon ein hübsches, pausbackiges Wickelkind, und wenn sich die Mutter mit ihm im Dorf zeigte, oder sonntags in der Messe, drängten die Frauen hin, um es anzuschauen, denn sie dachten, es müsse sich doch auf seinem Gesichtchen verraten, wer der Vater sei. Viele fanden, es sehe wirklich ganz und gar den rothaarigen Burschen aus der Familie des Sindaco ähnlich, trotzdem es noch keine Haare habe. Es wurden allerdings auch andere Männer genannt, solche, von denen es bekannt war, dass sie abends gerne mit den Frauen und Mädchen scherzen, und manche Ehefrau tat schnell einen Blick unter das weiße Häubchen in der Angst, die Züge ihrer eigenen Kinder dort wiederzufinden. So wurde durch diese Unordnung das ganze Dorf von Misstrauen erfasst.