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Mein Onkel Mamdoh saß als der Älteste nun oben, und ich sah erstaunt, wie schnell mein Vater seinen Ernst verloren hatte und mit den Männern scherzte. Das heitere Gespräch ging um die Männer und die Frauen und was da so zwischen ihnen ablief. Die Augen waren auf einen Mann namens Ramo gerichtet. Dessen Mundwerk galt als locker. Er begann mit einer seiner ­Ge­­schichten über die Männer, die er in Deutschland in der Bahn­hoftoilette geölt hatte, wie er es nannte. Alle brachen in schal­­lendes Gelächter aus – ich lachte sogar mit, weil alle lachten, auch wenn ich den Inhalt der Erzählung von Ramo abstoßend fand.

Später ging man zu ernsteren Dingen über. Mein Vater erzählte mit nicht wenig Stolz von meinem Beruf als Informatiker, und Onkel Mamdoh schaute mich liebevoll an. Ich musste allen erklären, was mein Beruf beinhaltete. Sein Sohn verstehe von dieser Erfindung der Heiden so viel, als hätte er sie selber entworfen, berichtete Vater über meine Computerkenntnisse. An Ramo mit dem undichten Mund gewandt, verkündete er, dass es heute für ihn nicht mehr nötig sei, sich in Gefahr zu begeben und in der Nacht vor den Fenstern zu lauern, um einen lang ersehnten nackten Frauenkörper zu sehen, denn die Erfindung der Heiden würde die schönsten Frauen, sogar Models oder berühmte Frauen vom Fernsehen, ganz nackt zu ihm nach Hause bringen. Da richtete sich Ramo, der halb am Schlafen war, auf und forderte meinen Vater auf, ganz genau zu erzählen, wie das gehe. Er habe nämlich auch schon früher von dieser schönen Neuigkeit gehört. Das Paradies liege einem neuerdings so einfach vor den Füßen, man müsse nicht mehr ein Leben lang beten, um eingelassen zu werden. Vater erzählte mit leiser Stimme, die Frau stehe nackt vor einem Mann, der sie fotografiere, danach könne er diese Fotos im Computer Tausenden oder Millionen schicken. Eine Frau gehöre nun nicht mehr nur einem einzigen Mann. Vater wusste aber nicht genau, wie das alles technisch ging, er schaute mich an, es wäre aber unstatthaft gewesen, wenn er mich, seinen Sohn, dazu aufgefordert hätte, zu erzählen, wie nack­te Frauenfotos verbreitet werden. Mein Onkel Mamdoh, der Meister der Erotik, wusste natürlich bestens Be­­scheid. Er beschrieb es mit einem unerwarteten Bild: Da man den Frauenkörper fotografiere, mache man daraus eine Art Sonne, die oben stehe, und jeder Mensch, der einen Computer habe, könne sie anschauen. Sie sei aber weit weg, man sehe sie, aber man dürfe sie nicht anfassen, genau wie die Sonne. Ramo reagierte mit Erstaunen, er schrie vor Freude und sagte, die Welt werde nicht mehr untergehen. Er warf ein leeres Schokoladenpapier in Richtung meines Vaters und sagte, er solle das nächste Mal keine Schokoladen, sondern diese Erfindung der Heiden, also einen Computer mit nackten Fotos der Models mitbringen. Alle lachten.

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