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Er zieht sich mit trägen, aber exakten Bewegungen aus und begibt sich zu Bett. Vor dem Einschlafen denkt er zuversichtlich an den Sonntagnachmittag; da wird er Mutter in der psychiatrischen Klinik besuchen, wo sie sich zusehends verändert, sich in ein fremdes, kleines Mädchen verwandelt, das er kennenlernen möchte. Es ist, als sänken die harten Züge auf ihrem Gesicht durch eine Erschütterung ein, und aus den Wangen leuchten Blumen. Als Kind konnte Sauser nicht mit Mutter sprechen und sie redete nie zu ihm. Nun spricht sie in sonderbar verstellter Sprache; nicht, als verstecke sie etwas, sondern, als decke sie etwas auf, das niemand erfahren kann. Es ist, als führe sie ihn an der Hand durch ein großes Haus ohne Dach; der Himmel fällt mit seinen hellen Welten herein. Im weiten Park sind Netze gespannt, in denen sich seine Kindheit verfangen hat; Sauser erkennt sie aber noch nicht.

Der ungewöhnliche Junge und das besondere Mädchen

Wenn der Abend sich hinter den Tannen aufschichtete, die nasse, spiegelnde Eisfläche weiß und hart wurde und die Schlittschuhläufer wie Schwalben umherflitzten, wunderte ich mich, dass sie nie aneinanderstießen. Ich lauschte ihren hohen, spitzen Schreien und beobachtete die kleinen Kinder, die wie junge Bären zu tanzen anhoben. Rolf zog seine Kreise immer noch sorgfältig und sein Gesicht blieb unnahbar. Ich selber wagte mich nie aufs Eis; ich hinkte wegen einer Schwäche in den Gelenken von Tag zu Tag stärker. Ich schämte mich deshalb, denn ich wäre gerne gewandt aufgetreten wie meine Freundin, die ich bewunderte – oder wie Rolf.

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