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Ich sah Rolf auch, wenn er am Montagabend mit einer schwarzen, henkellosen Tasche unter dem Arm in die Ballettschule ging. Vor der Tür hockten die Bühnenarbeiter, rauchend, schwatzend oder lesend; sie musterten die kleinen Mädchen, und wenn sie unter ihnen den streng blickenden Jungen sahen, lachten sie und grüßten spöttisch; «Ballettmaus» nannten sie ihn. Sie verstummten, wenn ein Schauspieler die wenigen Stufen mit einem federnden Sprung hinter sich brachte, in gerader Haltung und mit gesammeltem Ausdruck die Ballettschülerinnen im Korridor überholte und hinter einer Tür verschwand.

Im Theater wurde irgendwo abgehackt Klavier gespielt; mir schien, die Töne flögen wie die Zacken eines Kammes auf die Straße oder sie würden ausgespuckt wie Zähne – und mir böswillig an den Kopf gespickt. Ich zählte vierzehn Jahre wie Rolf und besuchte am Montag einen Abendkurs der Kunstgewerbeschule, wo ich mich in einem Zeichensaal abmühte, einen Hobel oder Schuh auf ein Papier zu stricheln; ohne Gummi, mit viel Ausdruck und einigem Temperament. Ich kannte niemanden und verließ den Saal nach der Stunde beinah fluchtartig; auf der Traminsel wartete Rolf wie ich, statt der Zeichenmappe die Stofftasche unter dem Arm – auch er war allein, hatte seinen Kurs vermutlich ebenfalls mit Fleiß durchgestanden und wollte nun nach Hause, wo seine Mutter vielleicht für den strebsamen Sohn den Kakao warmgestellt hatte.

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