Читать книгу Fern von hier. Sämtliche Erzählungen онлайн

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Diesem glücklichen Alter war ich seit einigen Jahren entwachsen, und Rolfs Schweigen verstörte mich. Ich lobte mit flach gewordener Stimme seine exakt gezogenen Kreise auf dem Eis und erkundigte mich, welche Klasse des Ballettkurses er besuchte; wollte er Tänzer werden? Ich begann zu schwitzen – interessierte es ihn denn gar nicht, was ich tat? Welchen Kurs ich besuchte? Welchen Beruf ich erlernen wollte? Welche Interessen ich hatte? Wut ergriff mich und Mitleid mit mir selbst, mit meinem mutigen, verkannten Ich, meiner Offenherzigkeit diesem hochmütigen Jungen gegenüber, hinter dessen Schweigen sich vielleicht nur Dummheit und Leere verbargen. Vermutlich besaß er kein Hundertstel meines Gefühls und hegte nur banale Gedanken; ich war nun fast sicher, dass er noch nie ein Buch gelesen hatte, von Psychologie und Jugendproblemen einen Dreck verstand und hartherzig und eingebildet war.

Der Oktober, der den Frühling vorwegnahm, verdross mich; all die Leute, die ihre Mäntel aufknöpften, kicherten und kopflos und mit glänzenden Augen über die Straßen liefen, um unnützes Zeug einzukaufen oder in der Erwar­tung, auf dem andern Trottoir sei das Licht noch lieblicher, noch süßer und weicher. Es war gewiss faltenlos und ohne Narben wie eine junge Haut, die über den Himmel gespannt war, aber auch dünn und zart wie eine solche; bald würde es zerreißen und die klare Nacht würde herunterfallen und die schönen Gefühle zerschlagen.

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