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Taddea

Man nannte die kleine Taddea eine Lügnerin, weil sie sich nicht viel aus Gedanken machte, die sich wie Blumen oder Früchte entwickelt hatten. Sie spickte die ihren, die Samenkörnchen glichen, munter umher. Wohin sie fielen, wusste sie nicht, glaubte aber bestimmt, dass der Wind sie auf die höchsten Berge, auf die größte Meereswoge, ins tiefste Tal trug, und wer weiß, vielleicht wuchsen daraus Vögel, Schlangen, schillernde Käfer oder Ungeahntes? Taddea liebte Wörter, deren Bedeutung sie kaum kannte, die sie aber jeweils, wenn sie traurig und einsam war, vor sich hinsagte: «Zarewitsch» war eines, dann gab es noch «Ignatius von Loyola» und «raffsüchtig». Sie liebte auch Leute, die sie gar nie gesehen und von welchen sie auch nie gehört hatte, die sie sich nur zu ihrem eigenen Vergnügen ausdachte.

Am Abend, wenn die Mutter glaubte, ihre kleine Tochter löse Schulaufgaben, lag Taddea mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Bett in ihrem Zimmer. Das Fenster rahmte Häuser ein, die an einem sanft leuchtenden Himmel lehnten und sich von Bäumen, die aussahen, als wären sie aus Licht und Schatten gestrickt, streicheln ließen. Sie sah Fernsehantennen auf den Dächern, bunte Wäsche auf den Balkonen, sie hörte Geschirrgeklapper aus den Küchen, irgendwo, gedämpft, Gemurmel aus dem Radio, in der Ferne das Klingeln der Straßenbahn.

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