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Mein Schweigen

Ich heiße Mirjam, bin dreizehn Jahre alt und lebe im Erziehungsheim «Zuversicht». Die Erzieherinnen Schmidt, Schmidli und Schmidheini streiten verstohlen und hartnäckig wegen meiner Erziehung; es ist, als nähme eine der andern die Türfalle aus der Hand, aber ich zöge die Tür von innen mit aller Kraft zu, so dass sie niemand öffnen könne. Fräulein Schmidt rüttelt nur; Fräulein Schmidli will die Tür eindrücken oder einschlagen, und Fräulein Schmidheini versucht, die andern zu übertrumpfen und zu überlisten, indem sie heimlich verschiedene Schlüssel ausprobiert. Der Heimleiter und die Psychologin mischen sich manchmal auch ein. Ich fühle mich wie ein leerer Handschuh, in den jeder seinen dicken Finger zwängt. Fräulein Schmidli hat neulich zu mir gesagt, ich lebte nach dem «frühkindlichen Lustprinzip». Ich finde es frech, so etwas zu einer Dreizehnjährigen zu sagen, die das gar nicht versteht; aus Wut habe ich wie ein böser Hund in ihren überlangen Arm gebissen. Gestern ging ich mit Fräulein Schmidt in die Stadt, weil sie mir Schuhe kaufen musste. Auf den Windschutzscheiben der Autos, auf den Brunnenröhren und auf den Tauben hüpften silberne Feuerchen; auch meine Fingernägel, die dumm und rund aussehen, glitzerten. Wie immer, wenn der Wind weht, konzentrierte er sich vor allem auf mich; meine Kleider flatterten wild, während die Kleider der andern Leute kaum zitterten. Es ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass die Nacht nie ganz weicht; Reste von ihr kleben in den Winkeln und schleichen heraus und wachsen.

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