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Ich nehme mein Aufsatzheft und schreibe «Der», «Die» und «Das» in Spiegelschrift auf eine leere Seite, dann zeichne ich ein Kreuz aus Blumen, das mich begeistert; es ist erstaunlich regelmäßig geraten, nur der linke Balken bleibt unvollständig, weil er sich zu weit außen befindet; der Papier­rand hindert mich daran, den Balken fertig zu zeichnen. «Es ist ein Gebinde», denke ich. Ich rahme das Kreuz mit vier schwarzen, dicken Strichen ein und schraffiere die Fläche; nun scheint das Kreuz auf einem Sarg zu liegen. Ich bedaure, dass die sich öffnenden Arme des «Gebindes» nicht gleich lang sind; da der linke Arm verstümmelt ist, kann es mich nicht richtig, das heißt fest, in die Arme schließen.

Die Tür öffnet sich und Fräulein Schmidheini tritt rasch ein, als wolle sie mich ertappen. Ihr Atem bewegt mein ­dünnes Haar. Wie ich erwartet habe, erkundigt sie sich nach meiner Tätigkeit; ich habe das Heft schnell unter eine illustrierte Zeitschrift geschoben, wende den Kopf nach ihr um und betrachte ihre Nase. Das rechte Nasenloch ist kleiner als das linke. Der Satz «Das Schweigen steht wie eine Wand», den ich einmal irgendwo gelesen habe, passt nicht; mein Schweigen gleicht einem elektrisch geladenen Drahtgeflecht, in dem ich gefangen bin.

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