Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн
13 страница из 76
Im Untergeschoss des Hauses wohnte Onkel Emil, der Stiefbruder des Grossvaters, mit seiner Familie. Er war um einige Jahre jünger als Grossvater. Der Grossvater nahm seinen Stiefbruder in sein Haus auf, als dessen Frau an Krebs erkrankt war. Sie verstarb bald nach der Geburt des jüngsten Sohnes. Der Onkel musste nun allein mit vier kleinen Buben zurechtkommen. In dem Betrieb, wo er als Magaziner und Chauffeur arbeitete, fand er eine um zwanzig Jahre ältere Kollegin, welche ihm eine gute Ehefrau und den vier Waisenknaben eine hingebende Mutter wurde. Auch wir liebten diese Tante wegen ihres herzlichen Lachens, vor allem aber, weil sie für uns immer die geblümte Blechbüchse mit den Keksen bereithielt, wenn wir ihr etwas ausrichten kamen. Wir waren damals die Einzigen im Haus, die ein Telefon besassen. Oft hatte die Tante wässrige Augen in Sorge um ihren Mann, wenn er sich unterwegs verspätete. Doch wenn wir mit der ersehnten guten Nachricht bei ihr aufwarteten, strahlte sie wieder über ihr ganzes liebes Vollmondgesicht.