Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

8 страница из 76

Nach ihrer Heimkehr war Mama oft müde und musste viel liegen. Unter dem Bild des Papstes im Elternschlafzimmer stand auf einmal mein Kinderbettchen. Wir Mädchen schliefen zu dritt in einem Zimmer. Für mich wurde dort nun ein anderes Bett hineingestellt. Es stammte aus Mutters Familie und hatte bereits Kinder mehrerer Generationen in ihre Traumwelten begleitet.

Wenn wir abends schnell im Bett waren, so setzte sich Mama zu uns und las noch etwas vor. Wie liebten wir die Geschichte von Heidi und dem Alpöhi! Bis heute gilt für mich das kleine Mädchen mit dem schwarzen Kraushaar aus dem damals bekannten Silva-Band, den man durch Punktesammeln erwerben konnte, als das richtige Heidi. Spätere Bilder und Filme konnten nicht an diesem Bild des Ur-Heidis rütteln.

Das Leben auf der Alp war uns Kindern vertraut, verbrachten wir doch manchen Sommer in den Bergen. Wir amüsierten uns köstlich, wie dämlich sich die gestrenge Erzieherin Rottenmeier aus Frankfurt auf der Alp anstellte.

Die Bilder von den finster dreinblickenden «Hottentotten» – imaginären Gestalten aus der Zeit der schwarzen Pädagogik, welche den Geissenpeter zum Lesenlernen anspornen sollten – verfolgten mich bis in die Träume.

Правообладателям