Читать книгу Ein Bruder lebenslänglich. Vom Leben mit einem behinderten Geschwister онлайн

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Auch Madam Rottenmeier liess mich nicht mehr los – sie, die davon überzeugt war, dass man bei Heidi «in jedem Punkt der menschlichen Erziehung mit dem Uranfang beginnen müsse», war selbst jedoch vom Alltag in Heidis Bergen total überfordert. So kam es, dass ich später als Erwachsene den Begriff «Madam-Rottenmeier-Syndrom» kreierte. Er meint die hehren Bemühungen einer Erziehungsperson, Kindern aus ihr fremden Lebenswelten das «richtige Verhalten» beizubringen, ohne dabei zu erkennen, welch reichen Erfahrungsschatz diese Kinder aus ihrem früheren Leben mitbringen.

Vor allem aber erinnere ich mich an die Geschichte von der «Familie Pfäffling», eine tugendhafte, kinderreiche, deutsche Familie. Die Geldsorgen: Es mussten sieben Mäuler gestopft werden, Krankheiten: Eines der Kinder drohte durch eine Ohrenentzündung taub zu werden – aber auch, wie die Festtage wie Weihnachten gefeiert wurden, all das kam mir aus unserem Leben so bekannt vor. Mit dieser Familie konnte ich mich identifizieren. Insbesondere dem kleinen Elschen fühlte ich mich verbunden, welches für viele Aktivi­täten der älteren Geschwister noch zu klein war und stillhalten musste, während diese ihre Hausaufgaben machten.

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