Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн

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Eine Woche später sass ich im Zug, er fuhr ab und hielt an vielen Stationen. Ich wurde begleitet von einer jungen Frau, einer engelhaften Gestalt mit blonden Locken. Schon am frühen Morgen hatte sie mein Köfferchen gepackt mit meinem Teddybären, ein paar Kleidern und den wenigen Habseligkeiten. Zusammen mit uns reiste mein Vormund, Herr Muntwiler, er sass uns gegenüber, hatte Hut und Mantel abgelegt und rauchte. Ab und zu schrieb er etwas in sein Notizbuch und studierte eine dicke Akte, die er seiner Mappe entnahm. Gesprochen wurde kaum auf dieser Fahrt.

Mir war nicht klar, wohin die Reise gehen sollte, ich war noch nie so lange weggefahren, noch nie so weit gereist. Mittag war längst vorbei, die Berge rückten immer näher, wir assen belegte Brötchen und stiegen einmal um in einer riesigen, zugigen Bahnhofhalle. Nun fuhren wir zwischen sehr hohem Gebirge durch einen Tunnel, dann einem See entlang, zuletzt langsam steil den Berg hinauf. Der Kondukteur mit seiner schwarzen Tasche kam schon wieder vorbei, schwankend torkelte er im Zwischengang durch den Wagen, meinte zu meiner Begleiterin, wir müssten dann beim nächsten Halt aussteigen. Der nächste Halt war Kaiserstuhl, ein kleines, hölzernes Stationsgebäude in einem tiefen Talkessel.

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