Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн
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Nur eine Frau stand da in dunkler Kleidung, das Haar straff zu einem Knoten am Hinterkopf frisiert, was die Strenge der Erscheinung noch unterstrich. Ihr wurde ich von meinem blonden Engel überreicht, sie lachte meckernd, mir war unwohl, ich wollte nicht mit ihr gehen. Doch sie nahm mich kräftig an der Hand, mit der anderen Hand trug sie mein Köfferchen und stapfte fürbass, ohne auch nur im Geringsten auf mein Widerstreben zu achten. Sie plauderte ständig vor sich hin, ich konnte nicht verstehen, was sie sagte.
Ich riss mich los und sah mich um, der blonde Engel war entschwunden, der Zug bereits abgefahren. Sie ergriff mich wieder, wollte mich den Weg hinaufführen zu einem Haus, das gross und stattlich in absehbarer Entfernung stand. Doch wieder entwand ich ihr die Hand und meinte trotzig: «Ich kann allein laufen.» Herr Muntwiler, der mit mir ausgestiegen war und uns begleitete, lachte laut und zwinkerte der Fremden zu.
In ihrem Haus angekommen, gewahrte ich den langen Lulatsch, den Soldaten aus Mama Frühs Küche, man setzte sich nach viel Palaver und Gelache zu Tisch und ass, was aus der Küche aufgetragen wurde, Suppe und Salat, Kartoffelstock und Schweinebraten. Ich hatte keinen Appetit, ich baute mir aus Kartoffelstock einen kleinen Stausee und füllte ihn mit Sauce. Die Frau schnitt mir das Fleisch in mundgerechte Stücke und erklärte mir, ich bleibe nun immer da, bei ihr, sie sei nun meine Mutter. Ich weinte, meine Tränen fielen in den Saucensee, sie vermischten sich mit dem Randensalat, doch niemand schien sich darum zu kümmern. Die Erwachsenen tranken Veltliner, assen, schwatzten und lachten.