Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht. Eine Kindheit aus der Innerschweiz онлайн

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Katharina gebar dem Ätti in der Folge noch sechzehn Kinder, bevor sie im Alter von sechzig Jahren beim Heuen an einem Hirnschlag starb. Zusammen mit dem Bineli (Sabina), der ältesten Tochter aus der ersten Ehe, hat der Lochhänsel also siebzehn Kinder gezeugt, wovon zwölf älter als fünf Jahre wurden, das heisst das Erwachsenenalter erreichten. Ein Sohn, Peter, verunglückte mit achtzehn im Winter beim Holzreisten mit dem Hornschlitten, zwei, Franz und Melk, starben kaum zwanzig Jahre alt 1919 an der Grippe, Sepp wurde von der «Schlafkrankheit» befallen, vergreiste früh und starb mit dreissig, auch die beiden verheirateten Töchter Sabina und Rosa starben früh. Selbst habe ich nur noch fünf der Brüder kennengelernt, nämlich meinen Vater Hans, den Ältesten, dann Bernhard, genannt Benz, Robi, Jost, Fredi sowie die Jüngste der Familie, Cäcilia oder Cilly, die schliesslich am ältesten von allen wurde und mit über neunzig im Vaterhaus auf dem Kaiserstuhl verstarb.

Anzunehmen wäre nun, dass sich in Grossvaters Lebenshaltung einiges ändern würde, dass er sogar Einsicht bekundet hätte und die Ärmel aufgekrempelt, zugepackt, wo auf seinem Heimet ein Mann gebraucht wurde. Doch kaum waren die Flitterwochen vorbei, packte ihn schon wieder die Unrast. Nie hielt er es lange zu Hause aus, immer wieder trieb es ihn hinaus. Mit der Sattlerei war nun nicht mehr viel zu verdienen. So liess er sich vom Dorfschreiner Walter Kunz eine Konstruktion bauen, eine Art Zettlerbank, womit er durch die Dörfer zog und das Rosshaar der durchgelegenen Matratzen wieder auffrischte. Dann füllte er das Zeug in neue Überzüge und nähte alles kunstgerecht zusammen. So bekamen die Leute für wenig Geld praktisch neue Bettmatratzen. Auch die schweren Untermatratzen, Holzrahmen mit grossen Sprungfedern, die mit Drillich oder Segeltuch überzogen wurden und durch breite Bänder fixiert waren, fertigte er an oder er reparierte beschädigte Stücke. Nebenbei schnorrte er gar manchen Batzen mit Brautvermittlungsgeschäften zusammen, er verkaufte den gutgläubigen Bauern Reliquientäfelchen, Beschwörungs- und Ablassbüchlein und Amulette gegen allerlei Gebresten. Auf diese Weise war er viel von zu Haus weg, ein Umstand, der ihm sehr zusagte, vor allem als die Kinderschar im Loch ständig anwuchs.

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