Читать книгу Die Brille des Nissim Nachtgeist. Roman. Die Emigrantenpension Comi in Zürich 1921-1942 онлайн

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«Wir haben schon am Telefon miteinander Bekanntschaft gemacht», sie stellte das Tablett auf den Tisch und sah mich an. Ich erkannte die singende Stimme wieder.

«Man soll für Lisette das Zimmer in der fünften Etage richten.»

Frau Paksmann sprach meinen Namen anders aus; zu Hause endete Lisette wie Klette oder Wette – es gibt auch Pferde, die Lisette heissen, hatte der Vater einmal zu mir gesagt. Frau Paksmann sprach meinen Namen, als hätte er am Ende kein e, das blieb nahezu unbemerkt, sie zog es weich nach oben. Auf diese Weise ausgesprochen gefiel mir mein Name viel besser.

«Wie kommen Sie zu einem französischen Vornamen?»

«Mein Vater hat französische Vorfahren.»

Wenn dieses Thema zu Hause zur Sprache kam, wies der Vater stets auf die Lübecker Kirchenbücher hin. «Dort steht es klipp und klar», manchmal sagte er auch «schwarz auf weiss», «dass wir einer Hugenottenfamilie entstammen.» Im Anschluss an die Hugenotten erwähnte die Mutter eine geheimnisvolle Verbindung zu einem polnischen Aristo­kra­ten, «meine schlanken Hände sind ein Erbteil». Die polnisch aristokratische, wenn auch illegitime Linie bildete, wenigstens geographisch, ein Gegengewicht zu den französischen Vorfahren, ein Gegengewicht, das der Vater zu stören wusste, indem er bemerkte: «Steht aber in keinem Kirchenbuch.» Eine andere Variante unserer Herkunft besagte, dass unser Vorfahre väterlicherseits als französischer Kriegs­gefangener bei der Belagerung von Lübeck durch Napoleon von 1805 bis 1807 dort hängen geblieben sein soll.

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