Читать книгу Die Brille des Nissim Nachtgeist. Roman. Die Emigrantenpension Comi in Zürich 1921-1942 онлайн

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Der Tag in der Comi begann mit Paul Eppstein. Früh am Morgen brachte er das Kümmelbrot, das in der Bäckerei seines Vaters in der Zwinglistrasse gebacken und von den Pensionären als Delikatesse sehr gelobt wurde.

«Sechs Stück die Dame», sagte Paul und griff tief in den Korb, den er sonst auf dem Rücken trug und nur für einen Augenblick auf den Podest gestellt hatte. Er trug Halbfingerhandschuhe und einen Pullover mit dem Abzeichen eines Sportklubs. Manchmal trug er auch eine Bäckerjacke, dann sah er viel älter aus. Während er sich über seinen Korb bückte, schaute ich auf seine Rennkappe, die einen schwarzen Haarschopf zu bändigen suchte. Dann sauste er wieder davon, nicht ohne «Adieu die Dame» gesagt zu haben. Sah ich ihm nach, hatte er bald keinen Kopf mehr. Der hohe Korb ragte über den Hals hinaus und verdeckte den Kopf vollends.

Ich kannte bereits den Weg, den Paul nahm, bevor er in der Comi ankam: Er turnte die Kurvenstrasse von der Stampfenbachstrasse her hoch, kreuzte die Weinbergstrasse, und nahm die leichte Steigung der Ottikerstrasse, vorbei an der Rigi-Apotheke und Fumasolis Comestible. Von der Comi ging sein Weg weiter über die Scheuchzerstrasse hin­auf bis zur Universitätsstrasse und dann auf den Zürichberg. Den Weg von der Comi über die Scheuchzerstrasse, hinauf zur Universitätsstrasse war ich am zweiten Tag nach meiner ­Ankunft in dem fremden Land gegangen, weil ich von der Rigi-Post aus einen Brief nach zu Hause aufgab.

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