Читать книгу Die Brille des Nissim Nachtgeist. Roman. Die Emigrantenpension Comi in Zürich 1921-1942 онлайн

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Die Tauben waren Emigranten mit Niederlassungs­bewilligung.

Von Olga erfuhr ich, dass Signora Teresa eine weitgereiste Dame sei und sechs Sprachen spreche.

«Schau, sie hat halt etwas gelernt.» Olga schlug die Augen nieder, wenn sie etwas gesagt hatte, und das gab ihren Mitteilungen etwas Unwiderrufliches. Signora Teresa hatte herrliche, tizianrote Haare, die wie eine Dauerglut auf ihrem Kopf leuchteten, und wenn sie mit ihrer leicht angerauhten Stimme sprach, glaubte man ein Knistern zu hören, das die Glut in Flammen aufgehen lassen könnte.

«Ich kenne Ihr Land», sagte sie zu mir, «vor vielen Jahren war ich in Berlin. Mussolini war an die Macht gekommen, und ich hatte auf einem Meeting die Rede eines jungen italienischen Antifaschisten zu übersetzen. Ein trauriges Land», sagte sie und hielt wie abwehrend ihre rosafarbenen Handflächen gegen mich, «die Polizei führte die Strassendemon­s­tration an, und Genossen, versehen mit einer Armbinde, wor­auf ‹Ordner› stand, sorgten dafür, dass kein öffentlicher Rasen beschädigt wurde. Nie wird es in Ihrem Land eine echte Revolution geben!» Sie schüttelte dabei die rote Glut auf ihrem Kopf und lachte.

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