Читать книгу Die Brille des Nissim Nachtgeist. Roman. Die Emigrantenpension Comi in Zürich 1921-1942 онлайн

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Die vierte Etage hatte im Gegensatz zur fünften vollwertige, noch nicht abgeschrägte Zimmer; die Zimmer lagen unter dem Dachfirst. Unter dem Dachfirst aber nisteten die Tauben, und obwohl die Tauben als Symbol des Friedens gelten, lag Signora Teresa mit ihnen in Fehde.

«Die Tauben sind laut und unsozial – sie vermehren sich ständig. Man kann nachts nicht schlafen, und mit der Zeit werden sie die Comi ruinieren.»

Wenn ich auf ihren Balkon ging, um den Flaumer auszuschütteln, musste ich ihr recht geben: Flügelschlagend verliessen die Tauben die Balkonbrüstung, die, grünlich-­silbern bekleckst, nicht dazu einlud, die Landschaft zu ge­niessen.

«Ich gehe nie auf den Balkon», klagte Signora Teresa, und von verschiedenen Pensionären unterstützt hatte sie eine regelrechte Aktion gegen die Tauben gestartet, woraus die Tauben aber als Sieger hervorgingen: «Bei den von Ihnen beschriebenen Tauben kann es sich nicht um Militärtauben handeln, sodass die Stadtverwaltung eingreifen könnte. Mili­tärtauben fliegen niemals auf Bäume und nisten nie unter fremden Dächern – vielmehr bleiben diese über Nacht in ihrem Schlag und haben erst morgens um acht Uhr ihren Freiflug. Da Sie aber auch nachts von den Tauben ­gestört werden, handelt es sich um sogenannte Türken­tauben, welche vor etwa zwanzig Jahren aus dem Balkan einwanderten, und bei uns heimisch wurden. Sie werden vom Bund geschützt und dürfen keinesfalls vernichtet werden.»

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