Читать книгу Die Brille des Nissim Nachtgeist. Roman. Die Emigrantenpension Comi in Zürich 1921-1942 онлайн

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Hinzu kam, dass die Frau von Onkel August, dem ältesten Bruder des Vaters, Luise hiess. Tante Luise hielt nichts von den Ideen meines Vaters, sie nannte ihn einen eingebildeten Städter und einen Roten dazu. Aber prophetisch wiederholte er: «Wissen ist Macht.» Er glaubte an eine Macht der Wissenden, und beim Lesen des «Hamburger Echo» bekam er regelrechte Wutanfälle: «Dabei steht es hier schwarz auf weiss, sie verhöhnen Rosa Luxemburg als Jüdin und meinen die Revolutionärin …» Die Mutter beruhigte ihn, «reg dich doch nicht so auf». – «Ist doch wahr, wann merken unsere Hottentotten in Deutschland diesen Trick?»

In gewisser Hinsicht hatte Tante Luise recht, der Vater war hochmütig in dem Sinne, dass er sich als Schriftsetzer anderen Arbeitern gegenüber für gebildeter hielt und seinen Berufsstand als Aristokratie unter den Arbeitern empfand.

So kam er auf Umwegen seinen französischen Vorfahren wieder näher.

Olgas Hände hatten sich inzwischen von den Randen rot gefärbt, ich erzählte die Geschichte von meinem Vater viel zu ausführlich. Ohne aufzuschauen sagte sie: «Dein ­Vater hatte viel im Kopf, was sagt er denn jetzt?»

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