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Als die ersten Gewittertropfen fielen, waren sie. eben beim Dorfe angelangt und Herr v. Pasenow schlug vor, das Wetter im Hause des Pastors abzuwarten. »Sie müssen ihn ja ohnehin kennenlernen«, fügte er hinzu. Er wurde wütend, weil sie den Pastor nicht daheim antrafen, und als die Pastorin gar noch sagte, daß ihr Gatte in der Schule sei, fuhr er auf: »Sie scheinen auch zu glauben, daß man einem alten Mann alles einreden darf, was einem beliebt, aber so alt bin ich noch lange nicht, um nicht zu wissen, daß jetzt Schulferien sind.« Nun, es habe doch niemand behauptet, daß der Pastor zum Unterricht in der Schule sei, und überdies werde er sofort zurückkommen. »Ausreden «, brummte Herr v.Pasenow, aber die Pastorin ließ sich nicht beirren, sondern bat die Herren, Platz zu nehmen und sie wolle indessen für ein Glas Wein sorgen. Als sie das Zimmer verlassen hatte, beugte Herr v.Pasenow sich zu Bertrand: »Er versteckt sich gerne vor mir, denn er weiß, daß ich ihm dahintergekommen bin.«- »Hinter was, Herr v. Pasenow?«- »Nun, daß er ein völlig unwissender und unfähiger Pastor ist, natürlich. Aber leider bin ich trotzdem gezwungen, die guten Beziehungen mit ihm aufrechtzuhalten. Hier auf dem Lande ist man ja aufeinander angewiesen und... « er zögerte und setzte leiser hinzu: »auch das Grab steht unter seiner Obhut.« Der Pastor trat ein und Bertrand wurde als Freund Joachims vorgestellt. »Ja, der eine kommt, der andere geht«, meinte Herr v. Pasenow sinnend, und die Anwesenden wußten nicht, ob diese Anspielung auf den armen Helmuth eine Freundlichkeit oder eine Grobheit für Bertrand bedeuten sollte. »Ja, und das ist unser Theologe«, stellte er weiter vor, während der Theologe kümmerlich dazu lächelte. Die Frau Pastorin hatte ein wenig Schinken und den Wein serviert, und Herr v. Pasenow hatte rasch ein Glas getrunken. Während die andern am Tische saßen, stand er beim Fenster, klopfte den Takt der Dreschflegel an die Scheiben und sah nach den Wolken, als könne er es nicht erwarten, wieder wegzukommen. In die träge fließende Unterhaltung rief er vom Fenster her: »Sagen Sie, Herr v.Bertrand, haben Sie schon je einen gelernten Theologen gesehen, der nichts vom Jenseits weiß?«- »Herr v. Pasenow belieben wieder zu scherzen«, sagte der eingeschüchterte Pastor. »Bitte sagen Sie selbst: wodurch soll sich der Priester Gottes von uns übrigen Menschen unterscheiden, wenn er keine Verbindung mit dem Jenseits hat?« Herr v. Pasenow hatte sich umgedreht und schaute böse und scharf durch sein Einglas auf den Pastor, »und wenn er es gelernt hat, was ich mir ja zu bezweifeln gestatte, welches Recht hat er, es uns zu verheimlichen?... mir, mir zu verheimlichen!« Er wurde etwas milder, »mir, mir... er gibt es selber zu, einem schwergeprüften Vater.« Der Pastor sagte leise: »Gott allein kann Ihnen Botschaft senden, Herr v. Pasenow, bitte glauben Sie doch endlich daran.« Herr v.Pasenow zuckte die Achseln: »Ich glaube ja daran... ja, ich glaube, nehmen Sie dies zur Kenntnis... « Nach einer Pause, zum Fenster gewandt, wieder achselzuckend: »Ist ja egal«, und blickte, weiter an die Scheiben trommelnd, auf die Straße hinaus. Der Regen fiellangsamer und Herr v. Pasenow kommandierte: »Jetzt können wir gehen«; beim Abschied schüttelte er dem Pastor die Hand: »Und lassen Sie sich mal wieder blicken... zum Abendessen, nicht? Unser junger Freund wird auch mit uns sein.« Dann gingen sie. In der Dorfstraße standen Pfützen, aber auf dem Felde draußen war es beinahe wieder trocken; der Regen hatte kaum genügt, die Risse im Erdboden zu verwaschen. Der Himmel war noch von leichtem weißem Dunst überzogen, man fühlte schon die stechende Sonne, die bald durchbrechen würde. Herr v.Pasenow schwieg, ging auf die Gespräche Bertrands nicht mehr ein. Nur einmal machte er halt und sagte mit erhobenem Stock dozierend: »Man muß mit diesen Gottesgelehrten sehr vorsichtig sein. Merken Sie sich das.«

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