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Es tat Zangger gut, seinen Freund so unverfroren urteilen zu hören.

«Und was ist mit deinem famosen jungen Patienten?», fragte Seidenbast. «John, sagtest du? Der mit der schweren Kindheit.»

«Er ist ein Schwindler», sagte Zangger.

«Aber, Lukas», sagte Seidenbast, gespielt vorwurfsvoll. «So spricht ein Psychiater doch nicht über einen Patienten.»

«Hat er selbst gesagt.»

«Ach ja? Dann hatte ich also recht?»

«Ich weiss nicht, ob er mich an der Nase herumführen will», erwiderte Zangger. «Wenn, dann habe ich ihm den Spass vielleicht ein bisschen verdorben.»

«Dann ist es ja gut», meinte Seidenbast.

Zangger trank sein Gläschen aus und fuhr nach Hause. Und beim Nachtessen eröffnete ihm Tina, dass sie möglicherweise nicht mit nach Schottland komme. Sondern nach Afrika fliege. Nach Afrika! Es sei aber keine Ferienreise. Sondern ein Notfall.

«Ein Notfall?», fragte Zangger.

Tina arbeitete in einem Büro für Unternehmensberatung, dessen Klientel aus Nonprofit-Organisationen bestand. Sie war für das Worldwide Women’s Net zuständig, das unter anderem in Mosambik ein Schlupfhaus finanzierte. Im Haus für junge Mädchen in Maputo kriselte es gewaltig, und man hatte ihr Büro nach einer Expertin gefragt, die an Ort und Stelle Unterstützung bieten könne. Es sei dringend, denn es bestehe Gefahr, dass die Spendengelder versiegen würden. Ohne lange zu überlegen, hatte sich Tina selbst für die Mission angeboten. In ihrem früheren Job hatte sie schon vergleichbare Aufgaben übernommen. Krisenintervention in einer Schulklasse mit gewalttätigen Knaben oder Mädchen. Teamsupervision nach einem grösseren Krach in der Leitung eines Lehrlingsheims und solche Dinge. Abgesehen von der Studentenreise nach Marokko, auf der sie Lukas Zangger kennen gelernt hatte, war sie noch nie in Afrika gewesen, aber alles in allem traute sie sich die Sache zu.

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