Читать книгу Moderne Philosophiedidaktik. Basistexte онлайн

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Damit ist Philosophieunterricht in seiner Praxis der aristotelischen Theoria-Haltung verwandt. Theorie ist eine Form der Praxis. Das theoretische Leben ist die eigentliche Praxis des Philosophen. Als kontemplativ-reflexiv ist das Philosophieren keine Vorbereitung auf ein Leben außerhalb der Philosophie. Philosophie wird nicht um eines Nutzens willen betrieben. Genau deshalb ist sie in unserer nutzenorientierten Zeit von so großer Bedeutung. Das kontemplative Denken könnte die Alternative sein zum zweckrationalen Denken, das unsere Gegenwart bestimmt. Zweckrationalität ist verfügendes Denken, das kontemplative dagegen will weder die Menschen noch die Dinge beherrschen. Zweckrationalität unterwirft, Kontemplation macht frei, ohne im schönen, schlechten Schein zu versöhnen. Deshalb ist die theoretische Haltung heute der Luxus, den wir uns leisten müssen, wollen wir auch nur eine kleine Chance haben, die heutigen Schwierigkeiten zu meistern.

Gemessen an der Elle der Lernzieltheorie jedenfalls trägt Philosophie schlechterdings nichts zur Bewältigung von Lebenssituationen bei. (Bekanntlich muss im Höhlengleichnis der Philosoph gezwungen werden, in die Höhle zurückzukehren. Das Missvergnügen, das dadurch sowohl der Philosoph als auch die Zurückgebliebenen erleiden, kann man sich lebhaft vorstellen). Insofern gibt der Philosophieunterricht keine Handlungsorientierung. Philosophieunterricht ist Denkorientierung, und zwar im doppelten Sinn: Zum einen gibt er Orientierung im Denken und zum anderen verbindet er den lebensweltlichen Alltag mit dem Denken. Leben und Denken sind nicht getrennt, sondern ergänzen sich gegenseitig.

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