Читать книгу Moderne Philosophiedidaktik. Basistexte онлайн

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Um jedoch nicht nur bei der Forderung zu bleiben, muss ich zeigen, wie in den achtziger Jahren Bildung verstanden werden kann und wie sie zu verwirklichen ist. Dazu entwerfe ich eine philosophische Paideia im Sinne Platons. Diese bedeutet unterrichtspraktisch, dass die Unterrichtsgestaltung nicht aus dem einen Prinzip der Lernzielstrategien entwickelt werden darf, nämlich aus dem Prinzip der Lernzielhierarchie. Philosophisches Lernen (und wohl Lernen überhaupt) hat keine deduktive Struktur und Stringenz und ist kaum ergebnishaft überprüfbar, weil es in der Philosophie auf die Einheit von Ergebnis und argumentativem Gang ankommt. Stattdessen muss philosophisches Lernen aus vier Unterrichtsprinzipien entwickelt werden: der Sachlogik, der Lernlogik, der Medienlogik und der Motivationslogik. Da dies in meiner Didaktik von 1986 genauer nachgelesen werden kann, verzichte ich hier auf weitere Ausführungen. Für die Praxis philosophischen Unterrichtens sei nur noch dies erwähnt: Um die Schüler zur Philosophie zu führen, sind die Themen des Unterrichts nicht entscheidend und auch nicht die Unterrichtsmethoden. Themen sind nicht interessant ob ihres Gegenstandes, sondern kraft der Art und Weise, wie mit ihnen umgegangen wird. Der Umgang ist nun in der Tat von der Unterrichtsgestaltung abhängig, aber diese lässt sich ebenso wenig wie die Themenerarbeitung unabhängig vom Lehrer sehen. Alle »interessanten« Themen und alle raffinierten Unterrichtstechniken laufen leer, wenn der Lehrer sie nicht zu füllen weiß. Anwendung schützt vor Inhalt nicht. Der gute Unterricht steht und fällt mit dem guten Lehrer. Schule, gleich welcher Art und Organisationsform, ist niemals besser als ihre Lehrer. Der Philosophielehrer ist gefordert. Er ist gefordert in seiner Person, in seiner Rolle, in seinem Wissen und in seinem Können. Der Philosophielehrer muss Freude an der Philosophie haben und Freude im Umgang mit Jugendlichen. Deren Neugier muss er wecken und leiten können; er muss ihr Denken herausfordern, er muss sie anspruchsvoll machen. Der Philosophieunterricht gelingt, wenn die philosophische Sache zu einer von Lehrer und Schülern geworden ist.

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