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Die unterrichtspraktischen Folgen dieses dritten Grundsatzes sind klar: Der Philosophieunterricht heute muss das Ziel haben, den Schüler aus der objektiven Identitätsnot zu führen. Um dies zu leisten, muss die Lernzieltheorie verlassen werden. Anstatt Lernziele zu erreichen, gilt es, den Schüler zu bilden im Sinne philosophischer Paideia.

Ich komme zum vierten und letzten Grundsatz meiner Didaktik: Didaktik der Philosophie muss ihr erkenntnistheoretisches Paradigma ausweisen.

Wozu diese Forderung? Etwa seit Descartes ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sich Philosophie im Rahmen einer Bewusstseinsphilosophie bewegt, die sich bis zu ausdrücklichen Ich-Theorien verdichtet hat und deren grundlegendes erkenntnistheoretisches Modell ein Subjekt-Objekt-Denken ist. Ende des letzten Jahrhunderts wurden erste Einsprüche erhoben und jüngst hat Jürgen Habermas die Ablösung dieser Zweierrelation zugunsten einer dreistelligen Relation gefordert, in der Subjekt, Objekt und das Medium des Wechselbezugs, nämlich Kommunikation, gedacht werden. Dieser Paradigmawechsel ist didaktisch von großer Bedeutung, denn im neuen Paradigma ist das denkende, erkennende und handelnde Ich aufgelöst in ein Wechselgefüge gegenseitiger Vermittlung, nämlich in Kommunikation. Das Subjekt ist nicht mehr als autonomes gedacht, sondern strukturell kommunikativ. Der Ich-Begriff ist aufgelöst in Interaktion. Ergebnis dieser Auflösung ist für Habermas die Überführung der Philosophie in die Soziologie.

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