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Nun ist deutlich, weshalb ich der Didaktik der Philosophie zumute, ihr Paradigma auszuweisen: Denn wenn die Philosophiedidaktik den Paradigmawechsel übernimmt, dann wird erstens unklar, wie sich Philosophie neben Soziologie oder einer »Kommunikativen Handlungstheorie« noch als Unterrichtsfach legitimieren kann, und zweitens wird unklar, wie der Schüler noch als autonomes Individuum denkbar ist, wenn es eine Theorie eines autonomen Ich nicht mehr gibt, sondern nur noch eine kommunikative Handlungstheorie. Zusammengefasst muss deshalb gefordert werden, dass die Philosophiedidaktik eine Theorie des Ich entwirft.

Damit ist der Philosophiedidaktik die Grundlage geschaffen und ich kann übergehen zu einer »Theorie des Philosophieunterrichts«. Da ich diesen als philosophische Paideia ansetze, ist klar, dass ich die gegenwärtige pädagogisch-didaktische Grundüberzeugung nicht teilen kann, nämlich die Lernzieltheorie. Deshalb beginnt meine eigentliche Didaktik mit der Kritik der Lernzieltheorie. Sie ist für den Philosophieunterricht deshalb fragwürdig, weil sie die Philosophie in eine Richtung drängt, die allenfalls für Teilaspekte der Philosophie zutrifft. Sie lenkt auf die Bewältigung von Lebenssituationen und genau dies ist nicht gerade die Stärke philosophischen Denkens, weil es, selbst wenn Praxis überdacht wird, grundsätzlich und allgemein argumentiert und deshalb wenig hilfreich ist, konkrete, also besondere Lebenssituationen zu bewältigen. Die philosophiedidaktische Wende zur »Handlungsorientierung« hat den Theorieanspruch des Grundsätzlichen und Allgemeinen aufgegeben und Philosophie um sich selbst gebracht. Indem sie Schule zum Leben entgrenzt, führt sie, gegen ihr Selbstverständnis, nicht die Philosophie zurück in das Leben, sondern verdrängt Philosophie aus dem Unterricht und löst das Leben auf in Diskurs und Kommunikation. Aber auch allgemein pädagogisch gesehen hat die Lernzieltheorie schlimme Auswirkungen, nämlich auf das Verständnis von Lehrern und Schülern: Sie werden nicht mehr als besondere Ganzheiten gesehen, vielmehr werden auch sie aufgelöst, und zwar in unzusammenhängende, allgemeine Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bereitschaften. Damit löst die Lernzieltheorie das Leben in Situationen auf und die Individualität von Lehrer und Schüler in Eigenschaften. Solchem Denken stelle ich die Bildungstheorie entgegen.

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