Читать книгу Die Bargada / Dorf an der Grenze. Eine Chronik онлайн

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Über ihre Ergebenheit und ihren frohen Sinn hinaus war diese Verliebtheit, in der sie sich ganz verlor, der tiefe Grund von Bernardos Glück. Er dachte oft und nie ohne Erbeben daran. Wenn er von der Arbeit heimkehrte, wartete Bellinda beim Waldbrunnen auf ihn. Sie hängte sich an seinen Hals, als hätten sie sich ein Jahr lang nicht gesehen. Daß sie, die Sanfte, so ungestüm sein konnte! Nach dem Essen, wenn alles in Ordnung gebracht war und Mutter Bice schlafen ging, stiegen sie in ihre Kammer hinauf. Das Kerzenlicht flackerte über die schön bemalte Decke und beleuchtete die Himmelskinder, die ihnen zulächelten. Am Morgen kam Bernardo oft zu spät, weil ihnen die Nacht nicht lang genug war. Ohne zu frühstücken, schwang er sich in Eile auf sein Rad und sauste den Rain hinunter. Mutter Bice schüttelte mißbilligend den Kopf. «Alles zu seiner Zeit, auch beten und frühstücken.» Sie fand die beiden wenig ernst für Eheleute. «Soll denn die Ehe ein Vergnügen sein, tagein, tagaus?» schalt sie. «Soll man nichts als sich küssen, wenn man zusammen ist? Ist das der Sinn des Ehestandes?» Als sie sich einst vor Bernardo solche Sprüche erlaubte, erwiderte er belustigt, ob sie denn der Meinung sei, der Ehestand habe ein Kreuz zu sein. «Vielleicht nicht gerade das», brummte sie, «aber wie ihr es auffaßt, kann nichts werden. Die Liebe allein tut es nicht.» Bellinda, vor Vergnügen kichernd, suchte die erboste Mutter zu besänftigen. «Wir sind jung, wir haben noch alle Zeit, ernst zu werden», spaßte sie, «und wie hast du es mit deinem Mann gehalten, als du in meinem Alter warst?»

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